Der Weg zu Netto-Null

Harriet Parker, Nachhaltigkeits- und ESG-Managerin bei Low Carbon, erläutert unseren Netto-Null-Werdegang.

Die Geschichte wird über das Vermächtnis der COP26 urteilen und darüber, ob die Gelöbnisse der Staats- und Regierungschefs genug bewirkten, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Sofern die internationale Gemeinschaft ihre Zusagen – im Rahmen der COP27 und darüber hinaus – ernst nimmt, dann bestehen berechtigte Chancen, dass die Gipfelkonferenz von Glasgow deshalb in Erinnerung bleibt, weil Entscheidungen zu Abholzung, Methanemissionen, Klimafinanzierung und zum schrittweisen Kohleausstieg einen dauerhaften Gesinnungswandel nach sich zogen.

Aus Anlass der COP26 traten 5.200 Unternehmen der weltweiten Race to Zero-Initiative der UNO bei, von denen beinahe die Hälfte aus Großbritannien stammt, und 60 Firmen des FTSE 100-Index verpflichteten sich zu einer Netto-Null-Emission bis 2050. Die gemeinsame Marktkapitalisierung dieser 60 Unternehmen beläuft sich auf über 1,2 Trillionen Pfund und es war zweifelsfrei beeindruckend zu sehen, dass das Gastgeberland Großbritannien mit gutem Beispiel voranging

Doch ließ die Kritik an all diesen Netto-Null-Gelöbnissen nicht lange auf sich warten. Einzelne Kommentatoren führten ins Feld, dass zahlreiche Unternehmen wohl vorschnell Zugeständnisse gemacht hätten und detaillierte Implementierungspläne sowie das nötige Benchmarking vermissen ließen, um entsprechend Rechenschaft ablegen zu können. Seither wurde einigen Unternehmen – und Regierungen – vorgeworfen, ihre Klimaversprechen verwässert zu haben, und auch von Greenwashing war wieder einmal die Rede.

Wir von Low Carbon sehen in unserem Netto-Null-Engagement den unumstößlichen Kern unserer langfristigen Klimaambitionen. Durch Investitionen in großangelegte erneuerbare Energieprojekte tragen wir unseren Teil dazu bei, immer mehr emissionsfreie Energie in Netze und damit in Haushalte und Unternehmen in ganz Großbritannien und Europa einzuspeisen. Wir verfügen über eine derzeit in Entwicklung befindliche Pipeline von über 5GW und anlässlich unseres zehnjährigen Firmenbestehens richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Bereitstellung erneuerbarer Energiekapazitäten im Ausmaß von 20GW bis 2030.

Wie unzählige Regierungen, multinationale Unternehmen und Branchenkollegen hatten auch wir ursprünglich die Absicht, unser Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen. Die Analyse unseres CO2-Fußabdrucks sowie jenes unserer Projektpipeline zog den bahnbrechenden Entschluss nach sich, ein sehr viel ehrgeizigeres Ziel anzustreben und schon bis 2030 in den Scope-Bereichen 1, 2 und 3 eine Netto-Null-Emission zu erzielen.

Angesichts der Tatsache, dass wir unsere Geschäftstätigkeit mit dem Ziel ausweiten, erneuerbare Energiekapazitäten in Höhe von 20GW bereitzustellen, stellt Scope 3 - also alle aufgrund von Projekten sowie Geschäftsreisen selbst bzw. durch Dritte versachten Emissionen - mit Abstand die größte Herausforderung dar. Um beide Ziele unter einen Hut zu bringen, müssen wir sämtliche Kohlendioxidemissionen unserer Projektpipeline zunächst unterbinden, dann verringern, substituieren und schließlich kompensieren.

Wir haben sechs Schlüsselbereiche identifiziert, die uns die Steuerung unserer Kohlendioxidemissionen erlauben: Energieverbrauch, Reisen, Baumaßnahmen, Lieferkette, Auswahl der Verfahren zur Gewinnung erneuerbarer Energie und schließlich Kompensation. Wie bereits erwähnt, variiert unser unmittelbarer Einfluss auf die Kontrolle jedes dieser Bereiche; nichtsdestotrotz trägt jede einzelne umgesetzte Maßnahme potenziell zur Erfüllung unseres Netto-Null-Ziels bei. Wann immer es uns gelingt, den Kohlendioxidausstoß zu unterbinden bzw. zu verringern, reduziert sich das Ausmaß unserer Emissionen in Tonnen CO2e/MW an Energiegewinnungskapazität. Das bringt uns unseren gemeinsamen Zielen näher, erneuerbare Energiekapazitäten im Ausmaß von 20GW bereitzustellen und gleichzeitig eine Netto-Null-Emission bis 2030 zu bewerkstelligen.

Unsere im vergangenen November angekündigte strategische Partnerschaft mit MassMutual untermauert dieses gemeinsame transatlantische Netto-Null-Engagement. Entsprechend den grundlegenden Zielsetzungen von Low Carbon hat sich auch MassMutual folgenden Maßnahmen verschrieben:

  • Netto-Null-Betrieb bis 2030: Netto-Null-Ausstoß von Treibhausgasen (THG) bis 2030 über alle Geschäftstätigkeiten von MassMutual hinweg, und zwar durch das Verringern von Emissionen, das Zukaufen erneuerbarer Energie und das Ausgleichen des verbleibenden Fußabdrucks durch glaubwürdige Maßnahmen; und
  • Netto-Null-Investitionsportfolio bis 2050: Übergang zu Netto-Null-THG-Emissionen im Investitionsportfolio von MassMutual bis 2050 mithilfe verantwortungsvoller Investitionen und der Einbindung der Stakeholder; MassMutual ist die erste US-Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit, die sich zu diesem Versprechen durchringt.

Wir sind der Überzeugung, dass sich dank unserer Zusammenarbeit die einzigartige Marktposition und Fachkompetenz jedes der beiden Unternehmen nutzbringend einsetzen lässt.

Nun, da die Erinnerung an die COP26 langsam verblasst und sich die Staats- und Regierungschefs auf den mit weniger Erwartungen verbundenen, doch ebenso wichtigen COP27-Gipfel vorbereiten, rufen wir Regierungen und Unternehmen gleichermaßen zu mehr Ehrgeiz hinsichtlich ihrer Netto-Null-Bestrebungen auf.